Das Mädchenhaus wurde vor einigen Jahren von Cherbu und seiner Frau gegründet. Diese sind Mitglieder einer Freikirche in Neuseeland. Cerbu, der das Mädchenhaus gemeinsam mit Pater Berno aufgebaut hat, steht in enger Verbindung und Kooperation zu Pater Berno. So findet der Mittagstisch beispielsweise, der ja am Samstag im Kloster nicht stattfindet, bei Cerbu statt und auch Pater Berno unterstützt Cerbu und seine Leute. Heute bieten sie rund zehn Mädchen, die früher ein Leben auf der Straße geführt haben, ein familienähnliches Zuhause. Die Mädchen, die sich während meines Praktikums dort befanden waren zwischen 5/6 und 18 Jahren alt. Sie teilen sich meist zu dritt ein Zimmer. Es stehen auch rund sieben Computer für den Unterricht und die Hausübungen der Kinder zur Verfügung. Denjenigen Kindern, die in die Schule gehen können, wird dies ermöglicht und am Nachmittag wird mit ihnen gelernt. Die Mädchen, die aufgrund ihres Straßenlebens zuviel Schulunterricht versäumt haben bzw. nie welchen hatten und nun zu alt sind, um in eine ihrem Wissen entsprechende Schulstufe einzusteigen, werden im Mädchenhaus unterrichtet. Sie haben die Möglichkeit, nur die Prüfungen an der Schule abzulegen und somit auch einen Abschluss zu erlangen. Ohne diesen hätten sie kaum Berufsmöglichkeiten auf dem ohnehin sehr instabilen Arbeitsmarkt Rumäniens. Die großen Schwierigkeiten der Arbeit im Mädchenhaus liegen darin, dass die Kinder, wenn sie von der Straße kommen, absolute "Freiheit" gewöhnt sind. Der Begriff "Freiheit" wird in diesem Zusammenhang nicht als die Möglichkeit einer autonomen Selbstbestimmung verstanden, sondern bezieht sich nur auf den Aspekt, dass sie nicht daran gewöhnt sind Regeln einzuhalten oder gewisse Pflichten zu erfüllen. So kommt es sehr häufig vor, dass die Mädchen bei den kleinsten Konfliktfällen oder den ersten Regeln, die als Einengung verstanden werden, wieder davonrennen und das Leben auf der Straße vorziehen. Bis die Kinder und Jugendlichen eine gewisse Stabilität in ihrem Leben annehmen können und es zulassen, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Betreuern aufzubauen, benötigt es ein hohes Maß an persönlichem Einsatz, das Verkraften von Rückschlägen und die ständige Auseinandersetzung mit den Mädchen und ihren Problemen. Den Mädchen wird nach und nach immer mehr Verantwortung übertragen. So müssen sie für ihre Haustiere (zwei Hunde, vier Kaninchen und Hühner) selber sorgen und sie pflegen. In dem großen Garten, der zum Haus gehört, werden viele Gemüsesorten, aber auch Obstbäume angepflanzt und in jede bauliche Veränderung (z.B. der Bau eines neuen Hasenstalls oder einer Schaukel) werden die Mädchen mit einbezogen. Somit lernen sie verantwortungsvoll zu handeln, aber es wird ihnen auch vermittelt, dass sie selber die Fähigkeit haben etwas zu schaffen. Diese vorher meist nicht gekannte Erfahrung des Austestens und Kennenlernens der eigenen Fähigkeiten erfüllt sie mit großem Stolz und erleichtert gleichzeitig die Identifikation und die Bindung an das Mädchenhaus. Der Bau eines Bubenhauses ist in Planung, noch fehlt es aber an den geeigneten Räumlichkeiten sowie an Geld. |